Starke Frauen des Tourismus bei ATF25: „Frauen sind zahlreich vor Ort, fehlen aber an den Entscheidungstischen“
Im Rahmen der Internationalen Tourismusmesse Antalya (ATF25) fand das Panel „Die Handschrift der Frauen im Tourismus“ statt, bei dem weibliche Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen der Branche die Sichtbarkeit von Frauen im Tourismus, Chancengleichheit in der Führung, gläserne Decken und inspirierende Geschichten diskutierten.
Die Moderation des Panels übernahm Tuğçe Yolalan Baş, Personaldirektorin von MTS Globe; zu den Rednern gehörten Deniz Sümerpalazoğlu, Vertriebsleiterin von Emirates Türkei, Arzu Harley, geschäftsführende Partnerin von Holidaymine, und Deniz Selen Kılıçözgürler, General Managerin und Vorstandsmitglied von Gezinomi.
Die Internationale Tourismusmesse Antalya fand vom 22. bis 24. Oktober 2025 im Internationalen Messezentrum ANFAŞ in Antalya statt. Die ATF25, die unter der Hauptsponsorschaft der Türkiye İş Bankası und der Hauptpartnerschaft der Kilit Hospitality Group organisiert wurde, war auch in diesem Jahr Gastgeberin von Panels, die in verschiedenen Bereichen des Tourismus für Aufsehen sorgten.
Die ATF26 wird vom 26. bis 28. Oktober 2026 ebenfalls im Internationalen Messezentrum ANFAŞ in Antalya stattfinden.
Tuğçe Yolalan Baş: „Die Hand der Frauen lenkt den Tourismus“
Tuğçe Yolalan Baş eröffnete das Panel und betonte die wachsende Wirkung der Frauenarbeit im Tourismus, wobei sie den Zweck dieser Sitzung wie folgt definierte:
„Einst bestand Tourismus nur aus Routen. Jetzt lenken Frauen diese Routen, sie schaffen Mehrwert. Wir durchleben eine Zeit, in der Frauen ihre Spuren hinterlassen.“
Deniz Selen Kılıçözgürler: „Das größte Problem der Frauen ist die mangelnde Sichtbarkeit“
Die erste Rednerin des Panels, Deniz Selen Kılıçözgürler, General Managerin und Vorstandsmitglied von Gezinomi, stellte fest, dass die Beschäftigungsquoten von Frauen im Tourismussektor in den letzten Jahren stagnierten:
„Die Frauenbeschäftigungsquote liegt immer noch bei 35 Prozent. Frauen sind oft im Feld, oft in Operationen, aber nicht an den Entscheidungstischen. Frauen leisten in der Ausführung sehr gute Arbeit, können aber keine Plätze in Vorständen einnehmen. Das behindert die Nachhaltigkeit.“
Kılıçözgürler betonte, dass das Problem der Sichtbarkeit und Repräsentation Frauen in Führungspositionen direkt beeinflusst:
„Frauen steigen in vielen Unternehmen bis ins mittlere Management auf, erreichen aber nicht die Vorstände, wo strategische Entscheidungen getroffen werden. Der Anteil weiblicher Führungskräfte liegt unter 15 Prozent. Es ist nicht möglich, von Gleichberechtigung zu sprechen, ohne dieses Bild zu ändern.“
Kılıçözgürler, der in seiner Rede auch die Beteiligungsquote des Panels ansprach, wies auf die geringe Beteiligung von Männern hin und sagte: „Frauen unter sich zu sprechen ist keine Lösung; Männer müssen ebenfalls Teil dieser Transformation sein. Wo das Thema Frauen nur von Frauen besprochen wird, ist der Fortschritt langsam.“
Kılıçözgürler betonte, dass konkrete politische Maßnahmen und Quotenregelungen unerlässlich seien, um die weibliche Führung zu stärken, und sagte: „Wir müssen jetzt von Wünschen zu Taten übergehen. Gleichberechtigung kann nicht erreicht werden, ohne Quoten, Mentoring-Systeme und Programme für weibliche Führungskräfte umzusetzen.“
Arzu Harley: „Sexismus reicht nicht, wir kämpfen auch mit Altersdiskriminierung“
Arzu Harley, geschäftsführende Partnerin von Holidaymine, sagte, dass Frauen im Tourismus nicht nur mit Geschlechterdiskriminierung, sondern auch mit Altersdiskriminierung (Ageism) zu kämpfen haben.
Harley beschrieb die Transformation, die sie als Frau in ihrer über 30-jährigen beruflichen Laufbahn erlebte, und ihre Beobachtungen während des Unternehmertumsprozesses mit folgenden Worten:
„Sagen zu können 'Ich bin gleichgestellt' ist in der Türkei immer noch ein sehr gewagter Satz. Denn wir haben im Berufsleben noch einen langen Weg vor uns. Es gibt eine Branchenstruktur, in der Frauen mit zunehmendem Alter unsichtbar werden. Für Frauen über 50 ist Altersdiskriminierung im Tourismus eine sehr scharfe Kurve.“
Harley nannte gesellschaftliche Vorurteile als größtes Hindernis für Frauen und teilte folgende markante Beispiele:
„Wer kümmert sich um Ihre Kinder, wenn Sie auf Reisen sind? Diese Frage wurde mir immer wieder gestellt, aber keinem meiner männlichen Kollegen. Denn wir wurden in einer Kultur erzogen, die davon ausgeht, dass Frauen alles schaffen müssen. Diese Wahrnehmung müssen wir nun selbst zerstören.“
Harley betonte, dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ändern müssen:
„Frauen haben keine Superkräfte. Wir müssen eine Kultur des Teilens neu aufbauen. Arbeit, Haushalt, Kinder sind alles teilbare Verantwortlichkeiten. Die Aufgabe von Frauen ist es nicht, alles zu schaffen, sondern gemeinsam zu produzieren.“
Zudem wies sie darauf hin, dass Frauen in der Branche oft mit „Schaufenster“-Jobs identifiziert werden:
Turizm sektörü kadınları ön planda sever ama 50 yaşına geldiğinizde raf ömrünüzün bittiğini düşünür. Bu bakış açısı artık değişmeli. Kadınlar sadece genç yaşta değil, her yaşta üretken, yaratıcı ve lider olabilir.”
Deniz Sümerpalazoğlu: „Überall, wo Frauen berühren, wird es schöner“
Deniz Sümerpalazoğlu, Verkaufsleiterin von Emirates Türkei, erläuterte die Bedeutung der Gleichstellung von Frauen in der Unternehmenskultur von Emirates.
Sie stellte fest, dass das Unternehmen eine vorbildliche Quote bei der Beschäftigung von Frauen auf internationaler Ebene erreicht hat, und sagte:
„Bei Emirates liegt der Anteil weiblicher Mitarbeiter bei 43 Prozent. Auf höherer Ebene gibt es über 200 weibliche Führungskräfte. Die meisten von ihnen sind Frauen, die in der emiratischen Kultur aufgewachsen sind. Dies ist für ein Unternehmen nicht nur eine Statistik, sondern ein Indikator für eine Vision.“
Sümerpalazoğlu sprach auch über das globale Führungsprogramm, das in Zusammenarbeit mit INSEAD zur Unterstützung von Frauen in Führungspositionen durchgeführt wird:
„Dank der Führungsprogramme, die wir gemeinsam mit INSEAD, einer weltweit renommierten Business School, durchführen, werden weibliche Führungskräfte in ihrer Karriereentwicklung unterstützt. Von Frauen geführte Organisationen sind agiler, empathischer und nachhaltiger.“
Gemeinsamer Nenner weiblicher Führung: Sichtbarkeit und Mentoring
Im weiteren Verlauf des Panels einigten sich die Redner auf die Themen Sichtbarkeit, Mentoring und politische Unterstützung zur Stärkung weiblicher Führungskräfte.
Deniz Selen Kılıçözgürler sagte: „Wenn wir keine weiblichen Führungskräfte hervorbringen, können wir an den strategischen Entscheidungstischen nicht vertreten sein“; Arzu Harley äußerte: „Frauen sollten nicht nur Frauen, sondern auch Männer schulen. Dieser mentale Wandel muss gemeinsam erfolgen.“
Tuğçe Yolalan Baş wiederum betonte die Bedeutung der Unterstützung durch das Management bei der Transformation von Institutionen und sagte,
„Die Fähigkeit von Frauen, schnell zu denken und Lösungen zu entwickeln, macht in Unternehmenskulturen mittlerweile einen Unterschied. Damit dies jedoch dauerhaft Bestand hat, ist die Unterstützung durch das Management unerlässlich“, sagte sie.
Deniz Sümerpalazoğlu: „In 10 Jahren wird sich das Konzept des Reisens völlig verändert haben“
Im letzten Teil des Panels teilte Sümerpalazoğlu ihre Prognosen zum Reiseverständnis der Zukunft.
„Künstliche Intelligenz und Virtual-Reality-Technologien werden das Reiseerlebnis grundlegend verändern. Es werden Systeme entwickelt, die mit VR sogar den Geruch des Reiseziels spürbar machen. Diese Situation könnte sogar die Reisemotivation neu definieren.“
Sümerpalazoğlu betonte den Ansatz von Emirates, Technologie mit menschlicher Note in Einklang zu bringen:
„Technologie sollte das Leben erleichtern, aber den Menschen nicht ersetzen. Wir glauben immer noch, dass die persönliche Kommunikation mit dem Gast das wertvollste Erlebnis ist.“
Respekt und Inspiration für Sabiha Gökçen
Auf dem Panel wurde auch über die Inspirationsquellen von weiblichen Führungspersönlichkeiten gesprochen.
Deniz Sümerpalazoğlu erklärte, dass sie Sabiha Gökçen, die erste Pilotin der Türkei, als Vorbild nimmt,
und sagte: „Fliegen ist ein Symbol für das Überschreiten von Grenzen. Sabiha Gökçen hat bewiesen, dass türkische Frauen sowohl dem Himmel als auch der Führungsebene angehören können.“
Tuğçe Yolalan Baş: „Frauen sind die Architektinnen des gesellschaftlichen Wandels“
Am Ende des Panels bedankte sich Tuğçe Yolalan Baş bei den Rednern und schloss mit folgenden Worten:
„Heute haben wir nicht nur über den Tourismus, sondern auch über den gesellschaftlichen Wandel gesprochen. Der Wert, den Frauen dem Tourismus hinzufügen, ist nicht nur in der Produktion, sondern auch in Kultur, Kommunikation und Führung spürbar. Dieser Wandel wird ein Prozess sein, bei dem Frauen nicht nur mit Frauen, sondern mit allen zusammengehen.“
Zeit, gemeinsam für Gleichheit, Sichtbarkeit und Solidarität voranzuschreiten
„Frauen-Touch im Tourismus“-Panel zeigte, dass der Kampf um Geschlechtergleichheit in der Branche nicht nur eine Verantwortung der Frauen, sondern aller Beteiligten ist.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Sichtbarkeit weiblicher Führungskräfte erhöht, das Bewusstsein gegen Altersdiskriminierung geschärft, Mentoring-Netzwerke gestärkt und Frauen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden müssen.
Am Ende des Panels erhielten alle Redner großen Applaus von der Bühne mit der Botschaft: „Jede Arbeit, die eine Frau berührt, wird schöner.“