LEVENT BEKAROĞLU: „2025 WIRD AUFGRUND DES EXTREMEN WETTBEWERBS EINE HERAUSFORDERUNG SEIN“

Wir haben ein Interview mit Levent Bekaroğlu, dem Business Development Director für Westeuropa der KHG Hotels Group, über Prognosen für die Saison 2025 geführt. Was sind Ihre Erwartungen für das Jahr 2025? Was erwarten Sie vom türkischen Tourismus und Ihrem eigenen Bereich? Letztes Jahr haben wir als Tourismus in Antalya ein Wachstum von insgesamt 4-5 % prognostiziert und dieses Ziel mit fast 16,5 Millionen Besuchern erreicht. Für 2025 denke ich, dass wir wieder 5 % anstreben können. Ich erwarte keine großen Durchbrüche in unseren Hauptmärkten wie Deutschland, Russland, England und Polen. Aus dem deutschen Quellmarkt könnte es ein Wachstum von 3-5 % geben, aus Russland könnte nach dem Ende des Ukraine-Krieges ein höheres Wachstum zu verzeichnen sein. Welche Auswirkungen könnte die aktuelle Situation in Israel auf den Tourismus haben? Es gibt einen sechswöchigen Waffenstillstand, aber ich glaube nicht, dass sich das sofort auf den Tourismus auswirken wird. Eine wirklich positive Wirkung kann erst nach dem vollständigen Ende des Krieges erzielt werden. Die Mehrheit unserer Touristen aus Israel sind jedoch eigentlich israelische Araber; der Anteil der wirklich israelischen Touristen ist sehr gering. Eine ähnliche Situation gibt es auch in westeuropäischen Ländern. Ein Teil der deutschen Staatsbürger sind beispielsweise türkischer und russischer oder ehemaliger sowjetischer Herkunft. Oder die Engländer sind indischer und pakistanischer Herkunft, und die Franzosen haben viele Gäste nordafrikanischer Herkunft. In diesem Fall würden uns gesündere Informationen liefern, wenn wir unsere statistischen Daten aus den Adressinformationen der Hotels anstelle der Informationen aus den Passkontrollen erstellen würden. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes betrug die Zahl der Passagiere mit Ziel Antalya von deutschen Flughäfen im Jahr 2023 etwa 4 Millionen, während wir nach unseren Passkontrollaufzeichnungen etwa 3,25 Millionen deutsche Passagiere gezählt haben. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme der Tourismusbranche und welche Lösungsvorschläge haben Sie? 1. Kosten: Das größte Problem sind die währungsbedingten Kostensteigerungen. Hotels erstellen ihre Budgets in der Regel in Euro, aber die wachsende Kluft zwischen Inflation und Wechselkurs führt zu großen Verlusten. Die Unterdrückung der Wechselkurse führt zu noch höheren Kosten. 2. Mindestlohnproblem: Ein großer Teil der Beschäftigten in der Branche erhält den Mindestlohn oder ähnliche Gehälter. Dieser Anteil ist im Vergleich zu anderen konkurrierenden Destinationen sehr hoch. Es sollten bessere Produktionsbedingungen geschaffen und qualifiziertes Personal in der Branche gehalten werden. 3. Internationales Image: Die Türkei wird in Westeuropa im Allgemeinen als ein Land mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wahrgenommen, das sich an die Mittel- und Unterschicht richtet. Vor allem Antalya ist auf All-Inclusive-Hotels ausgerichtet. Um dies zu korrigieren, sollten neben den internationalen Werbeaktivitäten auch Imagekampagnen stärker gefördert werden. Sind Sie optimistisch für das Jahr 2025? 2025 wird aufgrund des extremen Wettbewerbs eine Herausforderung sein. Die Tourismusbranche sollte sich von der Tendenz, durch Preissenkungen Kunden zu gewinnen, abwenden und sich stattdessen auf die Servicequalität konzentrieren. Die allgemeinen wirtschaftlichen Probleme in der Branche bremsen jedoch das Tempo dieses Wandels. Das Potenzial der Türkei im Tourismus ist groß, aber die Lösung der aktuellen Probleme ist eine Voraussetzung. Ein besseres internationales Image, eine ausgewogene Kostenstruktur und ein Wettbewerb, der sich auf den Service statt auf den Preis konzentriert, könnten dieser Branche zu noch größeren Fortschritten verhelfen. Vielen Dank.